DER WEG ZUR ZIELEVEREINBARUNG
Während der Konzeptphase werden die Ziele weiter ausgebaut und konkretisiert, sodass am Ende dieser Phase 100 % der Fahrzeugziele definiert sind. Der Einsatz von Gleichteilen1 hilft Kosten einzudämmen, da durch ihre Verwendung notwendige Neuentwicklungen reduziert werden. Sie können jedoch auch die Flexibilität des Projektes in Hinblick auf die zu erreichenden technischen Ziele einschränken. Daher sollte für jedes Teil individuell entschieden werden, ob es übernommen wird.
Festlegung von Materialien, Zeitplänen und Verantwortlichkeiten
Zunächst wird das Anforderungsprofil für jedes einzelne System, also dessen Aufgaben und Ressourcen, skizziert. Danach können die Stückliste (BOM – Bill of Materials), einschließlich der Bestimmung von beabsichtigten Gleich- und Sonderteilen2, sowie Zeitpläne für das gesamte Projekt erstellt werden. Diese Pläne beinhalten u. a. die Aufteilung der Verantwortlichkeiten sowohl auf die einzelnen internen Teams als auch auf die am Projekt beteiligten externen Partner.
Die Bewertung und das Onboarding von Lieferanten
Sobald die Ziele auf Systemebene definiert sind, kann der Hersteller mit der Festlegung einer Lieferkettenstrategie fortfahren. Schlüssellieferanten bzw. Lieferanten, die Teile mit langer Vorlaufzeit3 liefern, können jetzt beauftragt und eingebunden werden, um die rechtzeitige Lieferung wichtiger Teile je nach Bedarf sicherzustellen.
Das zuvor erstellte Anforderungsprofil wird dann in Lastenhefte für einzelne Lieferanten übertragen. Während des gesamten Zielsetzungsprozesses überprüfen die Entwicklungsteams gemeinsam mit potenziellen Lieferanten die Lastenhefte, um eine gute Balance zwischen technischen und kaufmännischen Aspekten sowie dem Timing zu finden. Beispielsweise könnten Lieferanten Lösungen anbieten, die zwar nicht exakt den technischen Anforderungen entsprechen, aber preislich attraktiver sind.
Planung und Vorbereitung für die Serienfertigung
Schließlich muss die Serienproduktion des Fahrzeuges geplant werden. Dieser Prozess umfasst die
Evaluierung verschiedener Vorgehensweisen und
Risiken sowie die Festlegung der
Kostenziele und die
Finanzplanung. Sind diese Schritte gesetzt, kann der formelle Vertrag für die Serienproduktion abgeschlossen werden. Wenn bereits eine Partnerschaft zwischen dem Startup und den Entwicklungs- bzw. Fertigungspartnern besteht, kann es vorteilhaft sein, diese auf die Serienproduktion auszudehnen
ZUSAMMENFASSUNG UND AUSBLICK
Sobald innerhalb eines Automobil Projekts damit begonnen wird, Spezifikationen auf Systemebene zu erstellen, und man damit in die Fahrzeugsystementwicklung übergeht, wächst die Anzahl der Ziele exponentiell. Die Anforderungen an das Fahrzeug werden immer weiter konkretisiert und das Projekt somit vorangetrieben. Der Fortschritt erfolgt dabei an gleich mehreren Fronten: in Hinblick auf das Timing, das Lieferkettenmanagement und die Vorbereitung der Serienproduktion.
Sind all diese Voraussetzungen erfüllt, können das Startup und sein Fertigungspartner schließlich die Zielvereinbarung erarbeiten. An dieser Stelle beginnt die Fahrzeugvision endgültig, konkrete Formen anzunehmen, d. h. die Grenze zwischen einer eher abstrakten Produktvision und einem klar definierten Fahrzeug zu überschreiten.
Dennoch gibt es weiterhin einige zu klärende Faktoren wie die zahlreichen Herausforderungen bei der Inbetriebnahme der Produktionsstätte oder der IT-Infrastruktur. Die folgenden Artikel behandeln diese Themen zusammen mit einigen anderen Entwicklungen, die für den Start eines erfolgreichen Automobilprojektes unerlässlich sind.
1 Gleichteile sind Teile einer früheren Fahrzeuggeneration, die in die neueste Fahrzeugentwicklung übernommen werden.
2 Im Gegensatz zu Gleichteilen müssen Sonderteile von Grund auf neu entwickelt werden. Sie sind daher (zumindest zum Zeitpunkt ihrer Entstehung) einzigartig für das Fahrzeug.
3 Teile mit langer Vorlaufzeit (Long-Lead Time Parts) beschreiben die Teile eines Fahrzeuges, deren Konstruktion, Entwicklung und Produktion am längsten dauert. Somit gehören sie zu den ersten Komponenten, die ein Marktneueinsteiger organisieren muss.